In Die führende Rolle gelingt es, das nostalgisch-sentimentale, von paranoiden
Zügen durchschossene Selbst-Bild der ostdeutschen Gerontokratie mit dem
„Tatsachen“-Bild in den Fernsehnachrichten des Jahres 1989 in einen Zusammenhang zu bringen. Die Diskrepanz zwischen der Eigen-Imago (versinnbildlicht in der Parade von 1987, als der Staat in Agonie lag) und dem realen Machtverlust – das ist es, was Farocki hier interessiert. Um zur Selbststilisierung der Macht vorzudringen, „liefert“ sich Farocki in seinen dokumentarischen Filmen häufig fremden Bildern und vorinszenierten Situationen „aus“. [...] Farocki geht es um die Weltbilder hinter den Bildern, eine politische Kategorie. (Eike Wenzel) Heute nach fünf Jahren, können wir aus den Dokumenten herauslesen, wie tief das kollektive Bewußtsein erschüttert war und mit welcher Gefaßtheit diese Erschütterung maskiert wurde. Damit haben wir den Ausdruck dessen, der am nächsten Tag den Freitod wählt.
(Harun Farocki)